Ein Interview mit der Selfpublisherin anlässlich ihres Debütromans

Susanne Mai: Liebe Frau Preisler, Sie haben im Juli dieses Jahres Ihr erstes E-Book mit dem wunderbaren Namen „Bergballett“ veröffentlicht. Wie lange hat es gedauert, das Buch zu schreiben?

Sabine Preisler: Ich habe vier Monate gebraucht, um es zu schreiben und sechs Monate, um es zu verbessern. Es hat sich herausgestellt, dass nicht das Schreiben die Herausforderung für mich ist, sondern die Bearbeitung des Textes im Nachhinein. Eine gute Freundin hatte zu mir gesagt: „Mach es doch gleich am Anfang richtig, dann musst du nichts mehr verbessern.“ Aber ich hatte Angst, die Kreativität zu verlieren, wenn ich mich im Schreibfluss bereits zu sehr mit der Korrektur beschäftigen würde.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen. War dies denn auch der Auslöser dafür, dass Sie sich als Selfpublisherin professionelle Lektor*innen mit ins Boot geholt haben?

Ja, ohne ein professionelles Lektorat hätte ich nicht den Mut gehabt, es zu veröffentlichen. Ich kann nur jedem raten, der gerne schreibt und veröffentlichen möchte, das Geschriebene auch Lektorieren oder zumindest Korrekturlesen zu lassen. Als Autorin steht man dem eigenen Werk zu nahe, um die Fehler noch sehen zu können. Zumindest ging es mir so.

Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee ein Buch zu schreiben?

Ich wollte einen kreativen Ausgleich in meinem sonst so strukturierten Leben und habe daher zum Stift gegriffen und meine Gedanken aufgeschrieben. Nach einer Weile kam dann der Wunsch auf, eine Geschichte zu erschaffen und sie niederzuschreiben.

Warum gerade das Thema Bergsteigen?

Von März bis Oktober 2015 habe ich praktisch jedes Wochenende einen anderen Berg bestiegen. Es war quasi mein „Gipfel-Jahr“. Zusätzlich hatten wir mit Temperaturen über 30 Grad den heißesten Sommer seit Jahren. Am Berg war es natürlich kühler; trotzdem konnte ich mit kurzen Ärmeln einen Dreitausender besteigen – auf dem normalerweise Temperaturen um die Null Grad herrschen. Und während ich von einem Gipfel zum nächsten lief, kam mir die Idee, ein Buch über das Bergsteigen zu schreiben.

… und die Verknüpfung mit einer Liebesgeschichte?

Ich wollte eine fiktive Geschichte schreiben und keinen Reisebericht im Tagebuchstil. Deshalb habe ich mich für eine Liebesgeschichte entschieden. Für einen Thriller hat mir die Phantasie gefehlt (Verbrechen, Motiv, Auflösung), aber für eine Liebesgeschichte am Berg hatte ich genug Ideen.

Auch, wenn es kein Thriller geworden ist, so birgt die Geschichte doch einige kriminalistische Spannungsbögen. Trägt sie denn autobiografische Züge?

Eher nicht. Ich bin weder in Wien geboren (so wie Kitty, die Protagonistin des Buches), sondern auf dem Land, noch ist mein Beruf Balletttänzerin. Ich bin kein Einzelkind, sondern habe zwei wundervolle Schwestern – denen ich im Übrigen diesen Roman gewidmet habe. Meine Eltern sind zwar auch geschieden, leben aber glücklich mit ihren jeweiligen neuen Partnern zusammen. Die einzigen wirklich autobiografischen Elemente sind die Bergszenen.

Wie haben Sie Ihre Charaktere erschaffen? Gibt es konkrete Personen, die Ihnen als Vorbilder dienten oder sind alle frei erfunden?

Die Charaktere sind nicht zur Gänze erfunden. Die Figur des Profi-Bergsteigers aus Bischkek beispielsweise ist einem erfolgreichen österreichischen Alpinisten nachempfunden, den ich persönlich kennengelernt habe. Kurz darauf habe ich ein Interview mit ihm gelesen, in dem er gefragt wurde, ob er denn viele Groupies habe. Es sei ja allgemein bekannt, dass Frauen Profi-Sportler toll finden. Seine Antwort war, dass die Frauen dort, wo er sich aufhalte, gar nicht hinkämen. Das hat mich zum Lachen gebracht und zum Nachdenken angeregt, woraufhin mir die bergsteigende Balletttänzerin eingefallen ist. Die Mitglieder der bunten Bergsteiger-Gruppe sind an reale Personen aus meinem Umfeld angelehnt. Gemeinsam haben wir schon so einige Bergabenteuer erlebt.

Sie haben sich trotz Ihrer Vollzeitstelle dazu entschlossen, dieses Buch zu schreiben und es als Selfpublisherin auf den Markt zu bringen. Wie haben Sie das gemacht, neben vierzig Stunden Arbeit, Privatleben und einer solch aktiven Freizeitgestaltung?

Es ist nicht einfach, aber möglich. Über Stefan Ruzowitzky (ein österreichischer Regisseur, der 2008 einen Oscar für seinen Film „Die Fälscher“ bekommen hat) habe ich gelesen, dass er beim Drehbuchschreiben ein tägliches Pensum an Wörtern geschrieben hat. Dies auch, wenn er gerade keine Lust dazu hatte. Er hat sich jeden Tag hingesetzt, bis das Drehbuch fertig war. Daran habe auch ich als Selfpublisherin mich gehalten und täglich um die 500 Wörter geschrieben. An manchen Tagen war es sehr mühsam, aber das Buch ist dadurch in vier Monaten fertig gewesen.

Respekt. Sie sind eine fleißige Wortarbeiterin! Was war zuerst da: Der Titel oder die Geschichte?

Die Einleitung, also die ersten fünf Seiten. Im Anschluss daran habe ich sofort nach einem Titel gesucht. Zuerst wollte ich das Buch „Kaiserschmarrn“ nennen, was im Nachhinein gesehen, tatsächlich Schmarrn, also Blödsinn, gewesen wäre. Ich wollte unbedingt nur ein Wort für den Titel. Es hat schon ein paar Tage gedauert, bis ich den Namen „Bergballett“ gefunden hatte.

Würden Sie es wieder tun? Was würden Sie das nächste Mal ggf. anders machen?

Ja, ich würde es wieder tun. Allerdings würde ich mir länger Zeit dafür nehmen, mindestens ein Jahr, und ich würde 200 Buchseiten mehr schreiben.

Verraten Sie mir, ob Sie bereits an einem weiteren Buch arbeiten?

Von meinen Lesern bekomme ich oft die Frage gestellt, ob denn ein zweiter Teil folgen wird. 2017 möchte ich damit starten, eine Fortsetzung von „Bergballett“ zu schreiben.

Da bin ich schon sehr gespannt. Vielen Dank für das nette Interview, Frau Preisler!

sabine-preisler© Sabine Preisler